Motive - Bedeutung

 

Labyrinth:

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Ein Labyrinth ist kein Irrgarten, sondern vielmehr genau das Gegenteil. Im Labyrinth gibt es keine Abzweigungen, sondern nur einen Weg, der allerdings ständig die Richtung ändert und dessen Ziel unfehlbar der Mittelpunkt des Ganzen ist. Hermann Kern findet in seinem Buch "Labyrinthe" (3. Aufl. 1995, Prestel Verlag, München 1982) folgende Worte:

"Im Labyrinth verliert man sich nicht, im Labyrinth findet man sich.

 Im Labyrinth begegnet man nicht dem Minotauros, im Labyrinth begegnet man sich selbst."

Das bekannteste Labyrinthmotiv stammt aus der Kathedrale Chartres in Paris. Es befindet sich im Mittelschiff, der am 24. Oktober 1260 geweihten Kathedrale. Es ist dort in den Boden eingearbeitet und hat einen Durchmesser von ca.12,6 m. Damals war es noch erwünscht, dass jeder Mensch seine eigene Beziehung zum Göttlichen aufbaute. Die Menschen liefen in stiller Meditation den verschlungenen Weg des Labyrinths ab (ca. 294m). Die ständigen Richtungswechsel und Wendungen beim konzentrierten Gehen unterstützten das Loslösen von den Problemen des Alltags und so bestand die Möglichkeit, sich im Zentrum des Labyrinthes mit seiner eigenen Mitte neu zu vereinigen und sich so, verwandelt auf den Rückweg zu machen, um sich erfrischt und erneuert der Welt zu stellen.

Als Symbol und Talisman steht das Labyrinth deswegen für Orientierung, Umformung und Erneuerung. In der menschlichen Kulturgeschichte tauchten die ersten Labyrinthe vor ca. 5000 Jahren auf.

Das bei der Gestaltung des Anhängers verwendete Motiv gehört zum Typ Chartres, hat allerdings eine etwas modifizierte Gangführung und ist auch unter dem Namen:        Das Labyrinth des Salomon bekannt.

 

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Bodenlabyrinth in der Kathedrale Chartres in Paris, 13. Jhd.

 

Kreuz:

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Gleichschenkeliges Kreuz als Symbol der Mitte ist das Thema dieses Motiv-Anhängers. Wenn man sich intensiv mit der Idee der Einheit oder der Mitte beschäftigt, kommt man unweigerlich zu der Erkenntnis, dass sich die Wahrheit, auf die diese Begriffe hinweisen, am ehesten mit dem umschreiben lässt, was es nicht ist: Es ist weder rot, noch grün. Es ist weder schnell, noch langsam. Es ist weder gut, noch böse. Es ist weder Licht, noch Schatten. Es ist weder Form, noch nicht Form. "Es" steht eben hinter jeder Begrifflichkeit und wird, durch die hier angewandte umschreibende kalligraphische Darstellung, sensibel zur Geltung gebracht. Siehe auch unter: Zahlen und ihre Bedeutung (links in der Übersicht→Spärische Anhänger) im Abschnitt „zur Eins“.

Es ist von Meister Eckhardt (christlicher Mystiker) ein wunderbares Zitat überliefert:

"Gott ist ein Kreis, dessen Radius unendlich und dessen Mittelpunkt überall ist."

 

 

1/2 Oktaeder:

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Der Oktaeder gehört zu den Platonischen Körpern. Er weist, wie die vier anderen auch, eine sehr große Symmetrie auf. Ein Diamant kristallisiert unter idealen Bedingungen in Form eines Oktaeders aus. Auf der Prägung des Anhängers wird ein halber Oktaeder dargestellt. Stellen Sie sich bitte die fehlende Hälfte einfach als unsichtbare untere Hälfte vor. (Es ist denkbar, dass die Ägypter des Alten Reiches ebenfalls die Pyramiden gedanklich durch eine untere "Nachthälfte" ergänzt haben.) Diamant ist die edelste Form, in der Kohlenstoff auskristallisieren kann. In der Natur hat Diamant die mit Abstand größte Härte und Lichtbrechung. Graphit, die andere Möglichkeit wie Kohlenstoff in der anorganischen Welt vorkommt, ist extrem weich und vollkommen undurchsichtig. Zwischen diesen beiden Extremen fächert sich fast die ganze uns bekannte mineralische Welt auf. Irgendwo zwischen diesen Extremen entfaltet der Kohlenstoff seine ausgleichende Wirkung. Es entsteht das Leben. Ohne Kohlenstoff wäre das Leben, so wie wir es kennen, nicht möglich.

In diesem Zusammenhang ist der Oktaeder ein Symbol für die Entwicklungsrichtung des Lebens.

In der tibetisch-buddhistischen Tradition spricht man von dem Diamant-Weg. Hiermit sind die vier Wunderbaren Wahrheiten und der Edle Achtfache Pfad gemeint, die in dieser Tradition das Hauptinstrument sind, um Leiden zu überwinden. Vier und Acht-Zahlenkombinationen, die im Oktaeder wiederzufinden sind.

 

 

Polarität:

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Gegensätze, Polarität ist das Thema dieses Anhängers. Polarität verbindet man zunächst meist mit unüberwindlichen Gegensätzen, mit Zwei, Zwist, Zwietracht. Dabei vergisst man nur allzu schnell, dass für die Fähigkeit der Unterscheidung zunächst einmal etwas getrennt werden muss. Trennen, um unterscheiden zu können, um dann im Lichte unseres Bewusstseins mit unserer Vernunft, das Getrennte wieder zu einer Einheit zu verbinden.

 -In Freiheit und Frieden-

Ein sehr schönes Bild für die "geschöpfliche Zweiung" bringt der persische mystische Dichter Dschelaluddin Rumi, der Gottes schöpferisches Wort, kun, "Sei!" (kn) mit einer Schnur aus zwei Fäden (also im wahrsten Sinne einem Zwirn) vergleicht, die in allen Erscheinungen sich zeigt, aber dem Wissenden den Weg zu der hinter der Welt der Gegensätze verborgenen einen Wahrheit weist.

 

 

Kreuz:

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Kreuz-Symbol als Zwischenraum: Siehe oben unter: Kreuz als Symbol der Mitte